18. Juli 2018 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Einerseits ist es ein ganz gewöhnlicher Wettkampf. In Nürnberg sind die Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten – und unser Mandant Felix Streng nimmt teil. Der Grund liegt auf der Hand: Vor ein paar Wochen rannte er die 200 Meter beim Integrativen Sportfest seines Vereins TSV Bayer Leverkusen in 21,42 Sekunden. Damit unterbot der Paralympische Leichtathlet die Norm für die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften. Dort wird sich der 22-Jährige jetzt am Sonntag ab 15.10 Uhr in Nürnberg mit den besten Sprintern hierzulande messen – jenen aus dem Bereich der „normalen“ Sportler. Felix´ Einstellung zum gemeinsamen Wettkampf ist bekannt und er hält solche Starts für selbstverständlich: „Wir sind doch alle einfach nur Leichtathleten.“ So war es auch im Februar bei den nationalen Hallenmeisterschaften in Dortmund. Damals wie heute gilt: Felix Streng kann nicht Deutscher Meister werden, weil er nach dem Regelwerk außerhalb der Wertung antritt. Nicht mal das Finale kann er deshalb erreichen.
Darum wird Felix erst recht alles in seinen ersten Lauf legen – und das dürfte nach dem Stand der Dinge eine Menge sein. Erstens: Seine 200-Meter-Bestzeit lag am Anfang des Jahres noch bei 21,93 Sekunden. Ende Mai standen dann in Jena 21,67 Sekunden auf der Uhr, ehe die Steigerung auf 21,42 Sekunden folgte. Das Ende der Fahnenstange sieht Felix damit noch immer nicht erreicht: „Ich fühle mich wirklich gut und ich will eine neue Bestleistung.“ Heißt übersetzt: Der in Coburg aufgewachsene Wahl-Kölner peilt einen Europarekord an. Der gehört ihm zwar schon, doch es kann Felix nie schnell genug gehen. Nicht auszuschließen: Falls alle Puzzleteile von Tagesform bis Temperaturen und Wind passen, fällt vielleicht sogar der Weltrekord. Die 21,27 Sekunden des US-Amerikaners Richard Browne stammen aus dem Jahr 2015 – und Felix hätte nichts dagegen, dass sie demnächst als Ex-Weltrekord gelten.
Die Deutschen Meisterschaften in Nürnberg sind die letzte ernsthafte Standortbestimmung vor den Europameisterschaften der Paralympischen Leichtathleten vom 20. bis 26. August in Berlin. Dort rechnet sich Felix Streng auf jeden Fall auch über 100 Meter einiges aus, weil er hier mit seinem erst ein paar Wochen alten Deutschen Rekord von 10,67 Sekunden dem Weltrekordhalter Jonnie Peacock aus England dicht auf den Fersen ist. Dessen 10,64 Sekunden sollen ebenfalls so bald wie möglich wackeln. Und daraus folgt, dass es für Felix, der mit 10,65 Sekunden in Nürnberg ein zweites Mal dabei gewesen wäre, in diesem Jahr einfach keinen gewöhnlichen Wettkampf mehr gibt.