27. August 2018 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Felix Streng ist der neue König der Sprinter auf dem Kontinent. Und hinter dem 23 Jahre jungen paralympischen Leichtathleten liegt eine traumhafte Woche, denn bei den Europameisterschaften in Berlin holte unser Mandant gleich vier Medaillen. Der in Coburg aufgewachsene Wahl-Leverkusener hatte sich das Beste sogar fürs große Finale am Sonntagnachmittag aufgehoben. Da standen die 100 Meter auf dem Programm, die ja immer einer der Höhepunkt bei Leichtathletik-Wettkämpfen sind. Ein Titel genau in dieser Disziplin fehlte Streng bisher in seiner Sammlung an Medaillen, die ja in seiner noch gar nicht so langen Karriere bereits reichlich bestückt ist. Jetzt gewann er das faszinierende Duell mit Johannes Floors, seinem Teamkollegen beim TSV Bayer Leverkusen – mit dem er erst am Freitag zur deutschen Goldstaffel über 4×100 Meter gehört hatte. Als die Uhr im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpar
Felix Streng veredelte mit dem 100-Meter-Gold eine für ihn unvergleichlich schöne Veranstaltung, in die er Tag für Tag besser hineinfand. Zum Auftakt verteidigte er seinen EM-Titel von 2016 (Grosseto/Italien) über die 200 Meter in überzeugenden 21,88 Sekunden. Es folgte der zweite Sprint zu Gold – mit der neu formierten Staffel über 4×100 Meter, deren Siegerzeit von 41,42 Sekunden sich ebenfalls sehen lassen konnte. Das Quartett aus Streng und seinen beiden Leverkusener Mitstreitern Floors und Markus Rehm sowie Phil Grolla (VfB Fallersleben) lag nur knapp über dem Europarekord von 40,82 Sekunden, aufgestellt bei den Paralympics 2016 in Rio de Janeiro. Damals war David Behre, der sich derzeit nach einer Verletzung im Aufbautraining befindet, der Vierte im Leverkusener Bunde.
Am Samstag stellte sich Felix Streng dann dem Duell mit dem fast unschlagbar scheinenden „Mister Weitsprung“ Markus Rehm. Direkt im ersten Versuch steigerte Felix seine bisherige Bestmarke von 7,46 Metern auf 7,49 Meter und im zweiten Durchgang ließ er famose 7,71 Meter folgen, obwohl er das Brett zum Absprung nicht mal annähernd getroffen hatte. Klarer Fall: Es geht auch beim Top-Sprinter in Richtung der Acht-Meter-Marke. Die zu knacken, traut ihm übrigens auch Markus Rehm zu, der Felix Streng durchaus für einen geeigneten Nachfolger auf dem Thron der Weitspringer hält. Der Respekt beruht auf Gegenseitigkeit: „Glückwunsch an Markus zum Weltrekord. Er ist ein Riesenathlet. An ihm will ich mich in den nächsten Jahren messen.“
Felix Streng scheint dafür selbst immer mehr zum Maßstab über die 100 und 200 Meter zu werden. Den Europarekord über 200 Meter (21,42 Sekunden) hält er bereits, der Europarekord und der Weltrekord über 100 Meter (10,64 Sekunden/Strengs Deutscher Rekord 10,67) gehören noch dem Engländer Jonnie Peacock. Auch bis zum Weltrekord des US-Amerikaners Richard Browne über 200 Meter (21,27 Sekunden) ist der Unterschied inzwischen überschaubar. Daraus folgt: Felix Streng hat durchaus noch eine Menge vor. Diesmal waren Titel und Medaillen ein bisschen wichtiger als Zeiten und Weiten. Felix Streng will jetzt erst genießen, dass er der König der Sprinter in Europa ist – und anschließend weiter angreifen.